Auszug aus der Original-Abschrift der Chronik für 1911
4. Juli. Brand der Badeanstalt des Franz Josef Hollenstein.
Kurz nach 4 h nachmittags kam im unbewohnten Hause Nr. 38 in der Schillerstr., ehemalige Badeanstalt des Franz Josef Hollenstein Feuer aus, welches mit riesiger Schnelligkeit das Paterre, in welchem sich der Warteraum und der Kassenraum, die Badezellen usw. befanden, bereits vollständig zerstörte.
Die Alarmierung der Feuerwehr geschah durch Sturmläuten und Hornsignale und traf dieselbe in einer Stärke von 50 Mann mit sämtlichen Requisiten mit Anerkennenswerter Schnelligkeit auf dem Brandplatze ein.
Beim Eintreffen der Feuerwehr schlugen die Flammen bereits auf der Westseite zur Haustüre heraus und ergriffen die Außenseite der Wand bis zum Gibel.
Die Kirchdorfer Spritze wurde am Feuerlöschbrunnen bei der Armenanstalt aufgestellt und leistete infolge der unmittelbaren Nähe des Wasserbezugsortes sehr gute Dienste.
In Verwendung kamen zirka 80 Meter der großen Schläuche mit dem großen Mundrohr. Nachdem die westliche Außenwand gelöscht war, drang die Löschmannschaft in tatkräftiger und zielbewußter Weise in das Paterre ein, sodaß nach kürzester Zeit, infolge der ausgiebigen Wassermenge der Brand bekämpft werden konnte.
Auch auf der Nordseite drangen die Flammen vom Paterre aus durch ein mittleres Fenster auf die Außenseite und ergriffen die Wandteile bis zum Dache. Das Paterre wurde, wie gesagt bis auf den Heizraum vollständig im Inneren zerstört, die Zimmerdecken selbst jedoch brannten nicht durch. Der erste Stock, in welchem sich die Wohnräume befanden, blieben daher vom Feuer im Inneren gänzlich verschont.
Nachdem das Haus schon mehrere Wochen unbewohnt war – der Besitzer wohnt mit seiner Familie in der Schweiz – ist fast mit voller Sicherheit anzunehmen, daß der Brand gelegt wurde.
Was die Bekämpfung des Brandes anbetrifft, Habseligkeiten waren keine zu retten, kann nur allen und jedermann, der hiebei beteiligt war, volles Lob gezollt werden. Der Brand war nach Ausbruch in zirka 25 Minuten vollständig gelöscht und alle Gefahren vorüber. Am meisten gefährdet war der neuerbaute Armenhausstadel, sowie das Armenhaus selbst.
Auszug aus der Originalabschrift der Chronik von Gebhard Fitz Hauptmann
Am 4. Juli Dienstag Abends ½ 5 Uhr
Brand der Badeanstalt Schillerstraße 38
Der Brand entstand im unteren Stock also in den Baderäumlichkeiten, u. griff rasch um sich, da alles hölzern u. gut brennbar war, doch waren Fenster u. Läden so gut wie möglich verschlossen u. kam deshalb lange nicht zum Ausbruche.
Doch bei der Thüre auf der Westseite u. durch ein Fenster auf der Nordseite schlug das Feuer dann unterhalb außerhalb am Hause hinauf.
In circa 10 Minuten fuhr dann die große Spritze auf die an den Brunnen bei der Armenanstalt gestellt wurde, von wo aus dann eine Schlauchleitung (Transportschläuche) mit einem derart ergiebigen Wasserstrahl auf das Feuer gerichtet wurde, dass binnen 10 Minuten dasselbe gelöscht war.
Er wurde dann noch eine Brandwache von 5 Mann zurückgelaßen u. die Mannschaft etwa 45 Mann nach Auszahlung einer Stunde entlassen.
Alarm war gut. Haus unbewohnt.
Gebh. Fitz